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Die GIMM, GHIM, WEGENER Verwirrung ... oder: die Glaubwürdigkeit von "bereits Erforschtem"      ein Bericht von Jürgen Pokolm

Im Jahre 2000 fiel uns durch einen Zufall eine etwa 150 Seiten starke Gimm-Familienchronik in die Hände. Erarbeitet wurde diese Chronik in den 70er Jahren von Hermann Gimm, einem sehr engagierten und fleißigem Gimm-Familienforscher aus Flensburg.

BINGO !
Wiederauferstanden nach einem 25 jährigen Winterschlaf in einer dunklen Schublade war diese Chronik für uns quasi ein Hauptgewinn in der Ahnenforschungslotterie!

Seine Chronik führt zurück bis etwa in das Jahr 1650 und benennt dort einen HANß GIM aus Norby als den ältesten bekannten Namensträger, welcher der Urvater aller in Schleswig Holstein lebenden Gimms sein soll.
Soweit waren wir mit unseren Forschungen noch gar nicht vorgedrungen. Gierig nahmen wir die Information in unsere Datenbank auf.

Hermann Gimm gibt in seiner Chronik mehrere fundierte Quellen als Belegung seiner Behauptung an:

Zum einen soll in der Handschriftensammlung der Universitätsbibliothek Kiel, in einem Manuskript, ein Hanß Gim im Jahre 1686 als Hufner in Bohnert genannt sein.

Des Weiteren soll Hans Gimm im Siesebyer Zehntenregister (Kirchenrechnungsbuch) von 1672 als Hufner in Holzdorf aufgeführt sein.

Hermann Gimm zitiert außerdem einen Bericht über die Deutung des Familiennamen Gimm in einer Ausgabe der Kieler Nachrichten aus dem Jahre 1938 in dem Detleff Gimm 1672 in Holzdorf und Hanß Gim 1686 in Bohnert als älteste Namensträger in der Region Schleswig Holstein genannt werden. Leider ist aus diesem Artikel nicht ersichtlich, wer die Informationen über Detleff und Hanß 1938 ans Tageslicht befördert hat. Wahrscheinlich gab es zu dieser Zeit schon fundierte Gimm-Ahnenforschungsergebnisse, die aber dann wieder in der Versenkung verschwunden sind. Schade !

Da die Kirchenbucheinträge der Gemeinde Rieseby, zu der auch das Dorf Norby gehört, in dem besagter Hanß Gim gelebt haben soll, erst ab dem Jahre 1694 beginnen, läßt sich über sein Leben vor dieser Zeit auch kaum etwas ermitteln.

Nun waren wir ja auch froh, durch diese Chronik, so viele tolle neue und sehr gut recherchierte Informationen in Händen zu haben, so dass wir gar nicht auf die Idee kamen, gewisse Daten evtl. doch zu hinterfragen. Somit haben wir uns einfach auf Hermann Gimms Ergebnisse verlassen, obwohl er für die Behauptung „Hans ist der Papa von allen Gimms“ keine Belege in Form von Kopien oder Schriftstücken in seinen Unterlagen vorliegen hatte.

Das ging jetzt acht Jahre gut, in denen wir glücklich und zufrieden mit Hermanns Erkenntnissen lebten.
Aber es kam wie es kommen musste … irgendwann stößt man sich doch an einigen Daten und fragt sich dann: „ Stimmt das eigentlich, so wie es da geschrieben steht?“.

Ein spontaner Besuch auf der Internetseite der Mormone im Februar 2009, auf der man in einer Datenbank Familiennamen abfragen kann, brachte dann den Stein ins rollen. Hintergrund meiner, eher aus einer Laune heraus gemacht Namenssuche war, dass in der Chronik von Hermann Gimm die beiden Söhne des Urvaters Hanß Gim im Kirchenbucheintrag mit dem Familiennamen „GHIM oder WEGENER“ auftauchten.



Für diese beiden Personen hatte Hermann sogar Kopien der Kirchenbucheinträge in seinen Unterlagen, die diese „Ghim oder Wegener“ Sache belegten. Aus Gimm kann man schon mal schnell ein GHIM oder GIM machen, aber was sollte das „oder Wegener“ in dem Eintrag?
Sehr sonderbar.

Naja, hab ich mir gedacht, guck doch mal spaßeshalber was die Mormonen unter Wegener so haben!

Knatsch … und schon war ich angeeckt!

Dort tauchte nämlich ein Claus Wegener aus Norby auf, der zwei Söhne hatte: Hans und Peter Wegener.
Und jetzt kommt es: Die Daten der beiden Söhne Hans und Peter Wegener waren identisch mit den Daten der beiden Söhne Hans und Peter Ghim-Wegener von unserem angeblich ältesten Vorfahren Hanß Gim aus Hermanns Chronik.

Die weitere Auswertung der Daten der Mormonen ergab, dass mindestens vier Kinder von Peter Ghim-Wegener aus Hermanns Chronik mit den Kindern von Peter Wegener aus der Mormonendatenbank identisch waren. Nur Hermann hatte zusätzlich noch Daten von einem Sohn Frenz Ghim, der unsere Gimm Linie bis in die heutige Zeit weiterführt. Dieser Frenz war bei den Mormonen unter den Wegeners nicht zu finden.

Dies war bis jetzt aber alles kein Problem, dann gingen eben von fünf Kindern, die Peter Ghim-Wegener hatte vier mit dem Namen Wegener und nur ein Kind mit dem Namen Ghim ihrer Wege. Verwandt sind sie ja trotzdem.

Aber leider wackelt nun das Gerüst unseres Urvaters Hanß Gim, durch das Auftauchen des lieben Claus Wegeners auf der Bildfläche.

Da hilft dann nur eins … nachprüfen!

Seit dem Jahre 2000 spukte nun dieses sagenumwobene Siesebyer Zehntenregister in unseren Köpfen, das all die Behauptungen von Hermann Gimm bestätigen oder aber auch kippen könnte. Wir hatten aber leider nie die Zeit und den wirklichen Antrieb uns diese Dokumente im Archiv einmal vorzunehmen.

Jetzt im März 2009 war es endlich soweit.
Total irritiert durch die Funde bei den Mormonen, ging es daraufhin ab ins Landesarchiv Schleswig, wo das Siesebyer Zehntenregister liegen sollte.

Endlich hatten wir die alte Schwarte in den Händen und blätterten gierig durch die vergilbten Seiten. Tja, was soll ich sagen … nachdem wir das Buch nun mindestens dreimal von vorne nach hinten durchgeackert hatten, haben wir KEINEN Hans Gim gefunden.
Und Hermann sagte doch ganz ausführlich: „Hanß Gim, Hufner in Holzdorf, Seite 475, Abtl. XYZ“.

Nix, aber auch gar nix von Hans zu sehen! Das war jetzt blöd!

Hans sein „Urpapa aller Gimms“ Gerüst neigte sich merklich zur Seite und drohte vollends zu kippen.

Etwas frustriert nahm ich mir noch einmal die Rückseite von Hermanns zitierter Fundstelle auf Seite 475 unter die Lupe. Auf dieser Seite standen nur ein paar
Namen von Wurtsitzer, wobei darunter ein CLAUß mit kurzem schwer entzifferbaren Nachnamen stand. Der Vorname Clauß war so geschrieben, dass ein ungeübter Leser, daraus hätte HANß lesen könne. Ich stutzte … der Nachname fing mit einem … tja, es könnte ein „G“ sein … bin mir nicht sicher, aber es könnte dann CLAUß GIEM heißen!



Kraaaach sagte es und das „Urpapa Hans Gerüst“ war gefallen.

Aus dem ursprünglichen HANß GIM war nun ein CLAUß GIEM geworden und der passte jetzt auch viel besser zu dem Claus Wegener aus der Mormonendatenbank.

Soweit so gut … jetzt müssen wir uns nur noch die Kirchenbücher von Rieseby zu Gemüte führen, um die Daten der Mormonen zu überprüfen. Denn ich glaube jetzt nur noch was ich mit eigenen Augen gesehen habe!

Und mit viel Glück wird danach aus dem CLAUß WEGENER ein CLAUß GHIM oder WEGENER und somit unser neuer Gimmscher Urvater.

Na ja und in die Universitätsbibliothek in Kiel müssen wir ja auch noch, denn da lauert ja laut Hermann Gimm auch noch ein HANß GIM …

Schaun wir mal …

Hanß du kannst dich schon mal hinlegen, ich glaube wir brauchen dich vorerst nicht mehr!

Fortsetzung folgt …


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